Marie A

Einfach darauf losnähen

Es war Zeit für eine neue Herausforderung. Durch einen Wettbewerb inspiriert, machte ich mich vor einigen Wochen daran, wieder einmal ein historisches Kostüm zu nähen. Ich überlegte lange hin und her und war mir unsicher, auch einen Blick in meinen Schrank, voll mit Stoffen, Bänder und Perlen, machte mit die Entscheidung nicht einfacher. Mein Ziel war auch, möglichst wenige Material neu kaufen zu müssen, aber selbst damit hatte ich noch mehr als eine umsetzbare Idee vor Augen.

Da ich aber nicht allzu viel Zeit haben würde, entschied ich mich für Marie Antoinette, da ich bereits ein Kleid aus dieser Epoche genäht haben. 

Ich erinnerte mich an die Verfilmung mit Kisten Dunst und die wunderschönen Kleider, oft in Pudertönen, blau und rosa, so ein Kleid sollte es werden. 

 

Nachdem ich alles Stoffe, Bänder und Perlen herausgesucht hatte, welche Teil des Kleides werden sollten, musste ich  mich auf die Suche nach dem Schnittmuster machen. Irgendwo war es und wurde am Ende auch gefunden. Da es sich um ein altes Schnittmuster handelte, gezeichnet nach einem historischen Kleid, waren Anpassungen unverzichtbar. Es ist nun mal so, dass sich die Proportionen verändert haben und die Kleider Massanfertigungen waren und nicht nach Grössentabellen genäht wurden. Aber noch lange kein Grund die Ruhe zu verlieren ;-) 

Falls jemand auch ein Kostüm in diese Richtung nähen möchte, im Netz gibt es viele Bilder von Schnittmustern, am besten aus alter Bettwäsche probenähen und dann anpassen, das war zumindest meine Taktik.

 

(Alles was unter dem Kostüm getragen wird und nicht zu sehen ist, wie das Korsett oder der Unterrock, hatte ich bereits und nähte ich nicht neu.)

 

Das Kleid besteht grob gesagt aus 3 Teilen: ein Rock, ein Überrock mit Oberteil und ein vorderer Einsatz. 

Zuerst wendete ich mich dem Rock zu. Ich nähte ihn aus cremefarbenem Stoff (es waren alte Vorhänge, aber das muss man ja nicht laut sagen). An der Taille wurde er stark gerafft, um genügend Volumen zu bekommen. Oben wird der Rock mit Bändern zusammengebunden. Damit er etwas pompöser aussieht habe ich neben den Rüschen, ein sehr klassisches Detail, noch kleine Blümchen aufgenäht. Diese nähte ich ganz einfach aus kleinen Stoffkreisen.

Der Überrock mit dem Oberteil wurde etwas komplizierter. Das Schnittmuster war bereits hervorgekramt und der Zuschnitt konnte beginnen. Und sogleich kam auch mein Zuschneide Tisch an seine Grenzen. Gut, klein war das Projekt nicht gerade, aber zum Glück gibt es auch immer noch den guten alten Boden. Das Zusammennähen war dann nicht mehr so kompliziert, es mussten lediglich die Ärmel und das Rückenteil eingesetzt werden, sowie ganz viele Falten an der Rockseite und vorne. Zeitintensiv wurden dann die vielen Verzierungen. Die ganzen vorderen Kanten wurden mit violetten Rüschen verziert, ebenso die Ärmel. Bei diesen gab es aber ein paar Stofflagen mehr. Unter die violetten Rüschen kamen noch weisse und darunter noch einen Volant aus Spitze und glitzerndem Stoff. Diesen Stoff hatte ich schon lange zu Hause und wusste nie, was daraus werden sollte. In diesem Kostüm hat er seinen perfekten Platz gefunden, wie ich finde.

Als Letztes kam noch der vordere Einsatz, er sollte über der vorderen Schnürung, welche das Kleid schliesst, mit kleinen Häkchen angebracht werden. Dazu mass ich zuerst die benötigte Grösse aus. Dazu nahm ich denselben Stoff wie vom Rock, für die Stabilität, und darauf den glitzernden Stoff von den Ärmeln. 

Hier kam wohl die meiste Handarbeit zum Einsatz.

Es wurden Stoffblumen aufgenäht, wie auch beim Rock, diesmal einfach aus anderem Stoff. Dazu kamen noch eine Perlenkette und kleine Pailletten. Am Décolleté kam noch etwas Spitze zum Einsatz. 

 

Damit waren alle Teile des Kostüms fertig und der Auftritt vor der Kamera konnte kommen.

 

Für so eine Auftritt darf natürlich auch die richtige Frisur nicht fehlen, mit der Hilfe von zwei Duttkissen und unzähligen Haarnadeln wurde ein Turm aus Haaren aufgetürmt und mit ein paar Perlen und Stoffblumen vollendet. Ich bin ein absoluter Fan dieser Frisur, für den Alltag ist sie aber natürlich nichts. Zum Glück habe ich die richtigen Kostüme um sich, inklusive Haarturm, manchmal wie eine Prinzessin zu fühlen.